Diese Berichte verstehe ich beim besten Willen nicht…

Über den Start unseres iPhone-Projekts wurde in den letzten Tagen an verschiedenen Orten berichtet: Neben dem Bericht des Schweizer Fernsehens haben auch mehrere Schweizer Zeitungen (siehe Medienberichte), Radiostationen sowie Online-Medien das Thema aufgenommen. Dies wiederum hat an verschiedenen Orten engagierte und kontroverse Diskussionen ausgelöst.

Während ich die meisten Medienberichte und Diskussionsbeiträge verstehe, gibt es einige wenige, wo ich tatsächlich nur noch iPhone (nicht Bahnhof) verstehe:

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(Quelle: internet.watch.impress.co.jp)

Das Projekt hat damit definitiv weitere Kreise interessiert, als wir erwartet hätten. Die unterdessen bereits angefangene Diskussion werden wir leider nicht zeitnah mitverfolgen können 😉

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FAQ: Wären Netbooks nicht besser geeignet?

Ich werde öfters gefragt, ob Mobiltelefone wirklich die geeignete Geräteklasse für den Schuleinsatz seien, ob nicht beispielsweise Netbooks besser wären.

Kurze Antwort

Wir wissen es auch noch nicht, aber es spielt mittelfristig gesehen auch keine Rolle.

Lange Antwort (langfristig gesehen)

Heutige Netbooks unterscheiden sich in zahlreichen Dimensionen von aktuellen Smartphones:

  • grösserer Bildschirm
  • Echte Tastatur
  • grössere Rechenleistung
  • andere Betriebssysteme

Doch Geräteklassen entwickeln sich derzeit rasch weiter. So hat z.B. vor drei Jahren noch niemand von Netbooks gesprochen und es gab kein iPhone. Bei langfristigen Überlegungen sollte deshalb kein zu grosses Augenmerk auf die spezifischen Eigenschaften der in solchen Projekten verwendeten Geräte gelegt werden. Wesentlich am iPhone-Projekt scheint mir folgender Aspekt zu sein:

Jedes Kind hat einen persönlichen Kleincomputer, der immer mit dem Internet verbunden ist.

Lange Antwort (kurzfristig gesehen)

Trotz diesen langfristigen Überlegungen mussten wir uns jedoch für das vorliegende Projekt für eine Geräte- und Softwareplattform entscheiden. Parallel zur Planung für das nun umgesetzte iPhone-Projekt haben wir vor mehr als einem Jahr auch mit der Planung für ein Netbook-Projekt begonnen, nämlich für ein Projekt mit den 100$-Laptops (OLPC) in der Schweiz. Bisher hat das OLPC-Projekt leider noch nicht geklappt (es fehlen Geräte, ein Sponsor und Ressourcen zur Betreuung). Wir würden uns jedoch freuen, wenn wir in naher Zukunft auch ein Netbook-Projekt an der Projektschule Goldau starten könnten.

Lange Antwort (Projektcharakter)

Die Ausstattung mit persönlichen Geräten sendet je nach Gerätetyp eine unterschiedliche Botschaft aus:

  • Netbooks: Wir statten die Kinder mit einem zusätzlichen Gerät aus.
  • Smartphones: Wir statten die Kinder mit einem sehr leistungsfähigen Version eines Gerätes aus, das sie meist schon besitzen.

Somit unterscheiden sich persönliche Netbooks in der Wahrnehmung der Schülerinnen und Schüler von persönlichen Smartphones:

  • Netbooks: „Das ist ein weniger leistungsfähiger Computer verglichen mit demjenigen zuhause“
  • Smartphone: „Das ist ein besseres Mobiltelefon, als ich bisher besass“

Lange Antwort (technisch-organisatorische Überlegungen)

Ein Klassensatz persönlicher iPhones ist einfacher aufzusetzen und zu supporten als ein Klassensatz persönlicher Netbooks:

  • Die Geräte werden bereits installiert ausgeliefert
  • Die Hardware ist garantiert einheitlich, die Verfügbarkeit der absolut identischen Hardware über den Projektzeitraum von zwei Jahren ist gegeben.
  • Es gibt keinerlei Probleme mit dem Betriebssystem und/oder Gerätetreibern
  • Die Installation und Deinstallation zusätzlicher Programme ist für alle 5.-Klässler ohne technisches Wissen und ohne Englischkenntnisse möglich
  • Backup von System und Userdaten ist bereits standardmässig eingebaut (Synchronisation mit iTunes)

Diese technischen Überlegungen gelten heute und für das vorliegende Pilotprojekt und sind weder Empfehlung noch Präjudiz für andere Projekte. Ein Netbook-Projekt benötigt derzeit aber unabhängig von der eingesetzten Hard- und Software mehr technisches Know-how und verursacht einen höheren Initialaufwand.

Wir beobachten in dieser Hinsicht mit Interesse sowohl die weitere Entwicklung von OLPC, Sugarlabs als auch die Schweizer Initiative des Lernsticks.

Siehe auch: Warum iPhones?

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FAQ: Werden die iPhones nicht reihenweise kaputt gehen?

Ein teures Smartphone in den Händen von kleinen Kindern: Könnte das nicht auch einmal aus eben diesen Händen fallen und darauf hin kaputt gehen?

Als Präventionsmassnahme werden die Geräte mit einer Schutzhülle verwendet, welche Stürze abdämpfen soll. Zudem weiss man aus vielen Projekten mit persönlichen Notebooks, dass Kinder sehr wohl einem Gerät Sorge tragen, wenn es sich um ein persönliches Gerät handelt und es sich bei Verlust oder Defekten selbst schadet.

Wir befürchten somit derzeit nicht, dass die Geräte reihenweise kaputt gehen werden.

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Diskussionen im Netz nach Fernsehbericht

Der Bericht von 10 vor 10 über das iPhone-Projekt hat im Netz an verschiedenen Orten rege Diskussionen ausgelöst. Die Meinungen sind kontrovers, nach meinem subjektiven Eindruck überwiegen derzeit die kritischen Stimmen (Diskussionen siehe z.B. bei macprime.ch, iphone-ticker.de, areamobile.de und hier im Weblog bei den Postings 10vor10-Beitrag zum iPhone-Projekt, Erster Kontakt mit dem iPhone und Wie lernen die Kinder der iPhone-Klasse den Umgang mit Geld?).

Bei der Durchsicht der Reaktion ist mir aufgefallen, dass die meisten Kritikpunkte durch unsere FAQ-Postings bereits beantwortet wurden:

Viele Postings beziehen sich auf die unbeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten. Hier ist zu präzisieren, dass Mehrwertdienste sowie Anrufe ins Ausland nicht möglich sind und die Kinder nicht unbeschränkt kostenpflichtige Applikationen installieren dürfen.

Bei den meisten kritischen Stimmen ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass es sich um ein Forschungsprojekt handelt und niemand der Beteiligten der Meinung ist, zum heutigen Zeitpunkt müssten allgemein Schulen mit teuren Smartphones ausgerüstet und Schulkindern die hohen Kommunikationsgebühren bezahlt werden.

Das Projekt geht von der Hypothese aus, dass in 5-10 Jahren die heute in der Pilotklasse verfügbaren technischen Möglichkeiten (internetfähiger Kleincomputer) kein teures Luxusgut, sondern allgemein verfügbarer (und bezahlbarer) Standard sein werden. Somit scheint es uns sinnvoll bereits heute zu schauen, wo die Potenziale und wo die Probleme eines solchen Settings liegen.

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10vor10-Beitrag zum iPhone-Projekt

Das Schweizer Fernsehen hat in der Sendung „10 vor 10“ über den Start des iPhone-Projekts berichtet:

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Erster Kontakt mit dem iPhone

Am Mittwoch besuchte uns ein Kamerateam von 10vor10 und filmte satte drei Stunden lang für einen Beitrag von geplanten 3 Minuten. Für mich und die Schüler war es interessant zu sehen, wie professionell gearbeitet wird und etwas, wenn es nicht perfekt im Kasten ist, bis zur Perfektion wiederholt wird. Aus diesem Grund durften die Schüler das iPhone sogar dreimal hintereinander ein erstes Mal erhalten 😉

Nun aber zu meinen Eindrücken: Die Schüler haben das iPhone in den ersten 10 Minuten ausprobiert und sofort gezeigt, dass sie schnell begreifen. Durch ihr angstfreies Ausprobieren verstanden sie sehr schnell viele Funktionen. Es ging keine 15 Sekunden, machten die ersten bereits Fotos voneinander. Andere riefen sofort im Browser die Educanet-Seite auf und wieder andere machten bald Musik mit dem MiniPiano. Definitiv erstaunt war ich, dass nach kurzer Zeit einige schon das Home-Screen-Bild geändert hatten, zwei andere Schüler hatten bereits ein Icon für die Google-Seite auf den Startbildschirm gesetzt und ein Kind meldete, dass es in Goldau am Nachmittag gemäss Angabe in „Wetter“ am Nachmittag 28 Grad warm werden soll. Das Reporterteam war auch ziemlich erstaunt, wie schnell das ging!

Anschliessend an das spassvolle Auspacken, trennte ich die Klasse in zwei Gruppen. Die einen lösten eine Französisch-Übung mit dem Musikplayer vom iPhone (Vorteil: individuelles Tempo), mit den anderen arbeitete ich im Kreis am Vertrag zur Nutzung des iPhones. Es war erstaunlich, welch strenge Regeln sich die Schüler geben wollen. Die Diskussion war spannend und alle machten aktiv mit – nur schade, dass die 10vor10-Crew dies nicht als Unterricht wahrnahm und keine Aufnahmen davon machte. Genau diese medienpädagogische Arbeit hebt unser Projekt vom üblichen Einstieg in die Handywelt ab. Dass ihr Bild von der Schule dem vor 15-20 Jahren entspricht, zeigte sich spätestens dann, als sie fragten, ob ich denn jetzt noch richtig Schule geben könnte, damit sie das auch noch filmen dürften.

Am Schluss wollten sie noch zwei Kinder auf dem Nachhauseweg mit dem iPhone filmen. Beat und ich waren eigentlich dagegen, weil dies nicht der Wahrheit entspricht. Die Schüler dürfen nämlich das Handy erst nach Hause nehmen, wenn der Vertrag ausgearbeitet ist, alle ihn unterzeichnet haben und alle Schüler von den Pro Juventute-Experten „Handyprofis“ vier Stunden intensiv auf gefährliche Inhalte im Internet sensibilisiert worden sind. Wir konnten uns nicht wehren, der Redaktor bestand darauf. Nun könnte der Bericht von 10vor10 natürlich suggerieren, dass wir die Kinder unvorbereitet mit einem iPhone nach Hause laufen lassen …. das wäre gar nicht in unserem Sinn!

Bei den Aufnahmen mit diesen zwei Schülern gab es noch eine Situation, welche mich sehr freute: Der Reporter wollte, dass sie sich irgendwo auf dem Schulweg hinsetzen und etwas auf dem iPhone machen. Sie taten das auch, aber nicht so, wie gewünscht. Beide Schüler hörten sich nämlich nochmals die Französisch-Übung an und wollten sie repetieren. Das wäre aber nicht im Sinn vom Artikel und deshalb mussten sie auf Geheiss des Reporters halt etwas im Internet herumsurfen …

Nun denn, ich bin gespannt, was heute Abend ausgestrahlt wird.

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FAQ: Wie lernen die Kinder der iPhone-Klasse den Umgang mit Geld?

Die am iPhone-Projekt beteiligten Kinder erhalten ein teures Smartphone zur Verfügung gestellt und dürfen damit kostenlos telefonieren und auf dem Internet surfen. Besteht da nicht die Gefahr, dass diese Kinder den richtigen Umgang mit den Mobiltelefonkosten und allgemein den Umgang mit Geld nicht lernen?

Um die Potenziale von Smartphones für das Lernen in der Primarschule zu erforschen, schafft das iPhone-Projekt Rahmenbedingungen. Dazu gehört, dass weder Eltern noch Kinder für die Geräte oder die Kommunikationskosten etwas bezahlen müssen. Dieses in dieser Hinsicht realitätsferne Setting birgt tatsächlich zwei Gefahren:

  1. Die Kinder erwarten auch in Zukunft, immer das Neueste kostenlos vorgesetzt zu erhalten (Förderung einer Konsum- und Erwartungshaltung).
  2. Den Kindern wird die Möglichkeit genommen, während der zweijährigen Projektdauer anhand der Mobiltelefonkosten den Umgang mit Geld  zu üben (z.B. per Prepaid-Handy).

Wir sind jedoch überzeugt, dass sich beide Gefahren durch entsprechende Thematisierung im Unterricht bannen lassen. Der Umgang mit Geld lässt sich auch in der Projektklasse am Beispiel Mobiltelefon üben: Die Kinder werden erfahren, was ihre Nutzung normalerweise kosten würde. Denkbar ist ein Sparmonats-Wettbewerb unter den Kindern oder die Abmachung, während eines Monats die normalerweise anfallenden Kosten einem guten Zweck zu spenden.

Wesentlich scheint mir jedoch, dass diese Gefahren nur bei den speziellen Rahmenbedingungen dieses Pilotprojekts auftreten. Das Pilotprojekt wurde in der Erwartung geplant, dass bereits in fünf Jahren die Preise sowohl für entsprechende Geräte als auch deren Nutzung massiv gesunken sein werden.

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Netbook-Projekt in österreichischer Primarschule

Ich bin von einem österreichischen Kollegen auf deren aktuellstes ICT-Projekt aufmerksam gemacht geworden:

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Im Projekt eee-pc @ school arbeitet eine 3. Klasse der Praxisvolksschule der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems in Wien-Strebersdorf mit persönlichen Netbooks.

Es ist spannend, den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen diesem Netbook-Projekt und unserem iPhone-Projekt nachzugehen, entweder in der publizierten Broschüre oder im Projekt-Weblog.

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Bald gehts los.

Am Montag geht’s los und ich freue mich auf die Klasse. Das Material steht bereit: viele verschiedene Hefte, Mathe-, Deutsch-, Franz- und Englischbücher, für jeden Schüler ein Bleistift, ein Lineal, ein Geodreieck und ein iPhone – tja, dieses Jahr ist alles etwas anders 😉

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FAQ: Rückt mit iPhones nicht die Technik in den Vordergrund?

Eine naheliegende Befürchtung: Wenn in einer Schulklasse jedes Kind ein Smartphone besitzt, dann rückt die Technik in den Vordergrund. Statt den Schulstoff gemäss Lehrplan zu lernen, werden die Kinder zu kleinen Technikgenies, können dann aber nicht mehr richtig lesen, schreiben und rechnen.

Wir teilen diese Befürchtung nicht, im Gegenteil: Bereits in den Grundsätzen des iPhone-Projekts ist festgehalten, dass Inhalte und nicht die Technik im Vordergrund stehen sollen und dass der Lehrplan des Kantons Schwyz auch für die Projektschulklasse gilt.

Erfahrungsgemäss haben die Kinder die Handhabung der Geräte nach wenigen Tagen begriffen, eine weitergehende Schulung wird nicht notwendig sein. Stattdessen kann man sich wieder auf die Inhalte konzentrieren.

Es ist durchaus möglich, dass die iPhones nach einem halben Jahr so im Schulalltag integriert sind, dass die Kinder sie gar nicht mehr als etwas Besonderes wahrnehmen. Die Geräte sind immer da, genau wie ein Bleistift, ein Buch oder ein Heft. Damit ist ihre Nutzung kein Ereignis mehr, anders als wenn die Lehrperson ankünden würde „So, heute gehen wir in den Computerraum!“.

Unser Ziel ist es, dass die Geräte ganz aus dem Fokus der Aufmerksamkeit verschwinden. Dann ist die alltägliche Integration erreicht.

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