re:publica 2010

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Vom  14.-16. April fand zum vierten Mal in Berlin die re:publica statt. Die Konferenz über Blogs, soziale Medien und die digitale Gesellschaft wird von newthinking communications und dem Spreeblick Verlag veranstaltet. Die re:publica 2010 war mit über  2.500 Teilnehmer ausverkauft. Die Veranstaltung fand parallel in den benachbarten Orten Friedrichstadtpalast, Kalkscheune und im Quatsch Comedy Club in Berlin-Mitte statt.

Geboten wurden mehr als 150 Stunden Programm an drei Tagen auf bis zu acht Bühnen parallel. In mehr als 120 Vorträgen, Workshops, Diskussionsrunden und Events werden zahlreiche Facetten der digitalen Gesellschaft diskutiert.

Eine Subkonferenz mit dem Namen re:learn wurde von Jöran Muuss-Mehrholz organisiert. Es ging darum, ob auf digitalem Weg Trojaner für eine veränderte Lernkultur in die Bildungsinstitutionen einziehen.

In ihrem Blog hat Lisa Rosa eine schmeichelnde Zusammenfassung (Drei Leuchtturmschulen hacken die Bildung) der re:learn verfasst – danke für die Komplimente! Dem kann ich kaum etwas anfügen, erspare mir gerne die Arbeit 😉

Doch noch einige Punkte und Statements meinerseits (ungeordnet):

  • Jöran Muuss-Mehrholz ist aufgefallen, dass alle Schulen Ihr Projekt eher mit latent zurückhaltender Vorsicht vorgestellt haben. Er geht davon aus, dass alle ihre Projekte sonst an Orten vorstellen müssen, wo nicht eine grundsätzlich positive Haltung gegenüber neuen Medien vorhanden ist. An der re:learn war es eher so, dass die Besucher es unverständlich finden, wenn in der Bildung neue Medien nicht eingesetzt werden.
  • Lisa Rosa griff den Aspekt auf, dass mit neuen Medien arbeitende Schulen oft von einem Optimierungsgedanken ausgehen. Das Bestehende muss mit anderen Mitteln schneller oder effizienter gelöst werden. Bei unseren drei Projekten sah sie mehr eine Transformation von Bildung, nicht eine Optimierung der bestehenden Inhalte. Diesen Gedanken empfinde ich als sehr hilfreich in der Planung zukünftiger Projekte. Es geht nicht (nur) darum, bestehendes anders zu machen, sondern auf neue veränderte Situationen einzugehen (dazu fand ich heute einen interessanten Text von Allan Guggenbühl in der NZZ, darin geht es auch um eine veränderte Situation, worauf wir in der Schule eingehen müssen).
  • Einmal mehr sehe ich die Macht der (Print-)Medien. Sie hören mehr oder weniger zu und schreiben etwas, drucken es ab und fertig. In der Stuttgarter-Zeitung wurde ich gleich zum Projektleiter erhoben, aber abenteuerlich waren andere Behauptungen betreffend Filter und Klagen. Die Berliner Morgenpost hat zwar besser recherchiert und auch direkt Beat Döbeli interviewt, aber bereits im Titel merkt man, dass ein zentraler Punkt unseres Projekts nicht verstanden wurde. Wir ersetzen mit dem iPhone nicht die Schulbücher, sondern nutzen es als zusätzliches Gerät im Unterricht.
  • Jeff Jarvis fragte sich, warum wir im Netz nicht offener sind (in die Saune gehen wir auch nackt …)? Die ganze Diskussion um das „Privatsphären-Paradox“ regt mich zum Denken an. Transparenz hat auch ihre Vorteile!
    Bei der Blog-Schule kam die Frage auch auf, warum denn der Blog öffentlich sei. André Spang stellte die Gegenfrage: „Warum nicht?“ Seine Schüler arbeiten viel genauer und überlegter, wenn sie wissen, dass ihr Resultat einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich ist.
  • Erstmals war ich an einer Konferenz, wo twittern selbstverständlich ist und ich habe nach früherer Skepsis nun Gefallen daran gefunden (für Followers: #cenego). Initialzündung zu meinem Umdenken waren wohl die wohlwollenden Kommentare auf meinen Vortrag …
    Speziell waren natürlich die Twitterlesung und der Einsatz einer Twitterwall bei den Vorträgen – für mich ein neues Erlebnis.

Für mich war die re:publica 2010 ein grosses Erlebnis und wird mich lange begleiten. Ich habe neue Personen, neue Ideen, neue Ansichten kennenlernen dürfen.

Für Interessierte gibt es einen reduzierten Foliensatz des Referats (in der Originalpräsentation hatte es noch Videomaterial) – ich finde aber, dass das PDF den Vortrag nicht wiedergeben kann.

Was mir übrigens auch noch bleibt:

  • Auch Profis haben Probleme mit Hardware: Das W-Lan war absolut unzuverlässig und am ersten Tag sollen 12 Router „gschmolzen“ sein.
  • Berlin ist eine tolle Stadt!
  • Soll ich nun Facebooken oder Twittern – oder beides?
  • Ich hatte unglaubliches Glück, dass ich mit einem der letzten Flugzeuge von Berlin aus nach Hause fliegen konnte. Als ich in Zürich ankam, war der Flughafen Berlin wegen der Aschewolke bereits geschlossen …
  • Bildung wird sich immer verändern (müssen)
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iPhone-Dock aus Holz

Endlich sind sie fertig – unsere selbstgebauten iPhoneständer mit Rotationsmöglichkeit. Stolz präsentieren die Kinder ihr Werk:

Klasse mit iPhoneständer

17 Stück, ein Exemplar schöner als das andere …

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Und so sieht es in Aktion aus:

Auf die Idee für diese anspruchsvolle Werkarbeit kam ich dank einem Post im Herbst letzten Jahres bei iPhone-Ticker. Im Sommer habe ich dann einen Prototypen erstellt und einen Plan gezeichnet. Seither haben wir im Werkunterricht übertragen, gesägt, geschliffen, gebeizt, wieder geschliffen, lackiert und zusammengesetzt. Es war eine anspruchsvolle Arbeit für die Kinder und einige brauchten auch noch die eine oder andere Hilfe. Aber im Grundsatz hat jeder sein iPhone-Dock selber hergestellt und entsprechend stolz sind die Kinder.

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iPhone oder iPad

Die Berichterstattung rund um das iPad hat auch einige meiner Schülerinnen und Schüler interessiert und wir haben in der Folge darüber gesprochen. Ein klasseninterne Umfrage ergab, dass die Hälfte der Schülerinnen und Schüler ein iPad gegenüber dem iPhone bevorzugen würden, wenn sie denn wählen könnten. Es war eine interessante Diskussion über die Vor- und Nachteile der beiden Geräte. Hier eine Liste der meistgenannten Punkte:

iPad-Befürworter

  • es hat grössere Tastatur
  • es ist so dünn
  • Fotos kann man auch mit der Kamera machen und mit dem Connector aufs iPad laden
  • alle Apps (ausser Tel und SMS) laufen auf dem iPad auch
  • man müsste zwar mehr tragen, aber das würde sich lohnen
  • man kann besser E-Mails und Texte lesen
  • man kann Fotos grösser anschauen
  • es hat einen grösseren Bildschirm
  • es ersetzt das iPhone und das Laptop – man muss kein schweres Laptop tragen und hat trotzdem einen grossen Bildschirm
  • man kann die Spiele gross spielen
  • wenn man es verliert, kann man es leichter wieder finden
  • man kann Bücher darauf lesen
  • es ist schneller

iPhone-Befürworter

  • das iPad ist zu gross
  • man kann mit dem iPad nicht telefonieren
  • auf dem Pult hätte das iPad keinen Platz
  • man braucht zum Transportieren einen Koffer oder Rucksack
  • das iPad hat  keine Kamera
  • das iPhone kann man einfacher nach Hause nehmen
  • im Notfall könnte ich damit Hilfe holen

Interessant an der Diskussion fand ich, dass die iPad-Befürworter tendenziell die Vorteile des neuen Geräts hervorhoben und die iPhone-Befürworter die Nachteile des iPads gegenüber „ihrem“ iPhone. Wir kamen aber zum Schluss, dass es sehr schwierig sei, sich für das eine oder andere Gerät zu entscheiden. Mir ginge es auch so, denn auf beiden Seiten kann ich Vor- und Nachteile für den Unterricht ausmachen. Aus dem Bauch heraus würde ich momentan dem iPhone wegen seiner kompakten Grösse eher den Vorrang geben.

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Stammbaum

Family Tree
Diese App ist kostenlos (Im Moment nicht mehr im App-Store)

Im Französisch nehmen wir die Verwandschaftsbezeichnungen durch. Im Arbeitsheft sollen die Kinder dazu einen Stammbaum mit Bildern und Namen füllen. Die vorgegebenen Ahnenbilder an diesem Stammbaum passen wohl kaum zu vielen Familien …

envol

Bisher habe ich das mit familyone.de, geni.com oder ancestry.fr gelöst . Dies benötigte relativ viel Zeit für Erklärung, Registrierung und Ausdruck.

Mit FamilyTree ist es möglich, die Verwandschaftsbeziehungen der eigenen Kontakte aus dem iPhone grafisch darzustellen.
Das sieht dann etwa so aus:

Family Tree gross

oder etwas gezoomt so:

Family Tree gezoomt

Die Erarbeitung kostete nicht viel Zeit und wir konnten mehr für die mündliche Präsentation (in französischer Sprache) aller Familien einsetzen, was sehr interessant war und uns gegenseitig auch wieder etwas näher brachte.

Es gibt noch diverse Stammbaum-Programme, die viel mehr können und auch mit Web 2.0-Seiten verbunden sind (z.B. Ancestry App-Store-Link). Einige Schüler vertiefen ihre Arbeit nun noch freiwillig mit solchen Apps und werden vielleicht wie ich vor einigen Jahren erstaunt sein, wie viele Verwandte man gemeinsam zusammenbringt.

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Interview zum iPhone-Projekt

Am Rande der Tagung Web 2.0 in der politischen Bildung wurde ich von Melanie Unbekannt zum iPhone-Projekt interviewt. Wer dieses Weblog liest, erfährt vermutlich nichts Neues, für andere ist es ein 12-minütiges Portrait des Projekts und der dahinter stehenden Überlegungen.

Beat Döbeli Honegger berichtet über das iPhone-Projekt in Goldau from Melanie Unbekannt on Vimeo.

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iPhone-Weiterbildung für PH-Mitarbeitende

Auch an der Pädagogischen Hochschule in Goldau besitzen immer mehr Mitarbeitende ein iPhone. Da lag die Idee nicht fern, eine entsprechende Weiterbildung anzubieten und zwar mit den grössten Expertinnen und Experten zum Thema in der näheren Umgebung: Den Schülerinnen und Schülern der iPhone-Klasse. Das (von Christian Neff im letzten Posting erwähnte)  Deutsch-Thema Kurzvorträge machte die Win-Win-Situation komplett: Die Mitarbeitenden der PHZ Schwyz erhalten eine kompetente Weiterbildung und die iPhone-Klasse kann mit realem Publikum üben.

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So fand vergangene Woche eine Weiterbildung mit vertauschten Rollen statt: Erwartungsvolle Erwachsene sassen im Seminarraum und spielten mit ihren iPhones, während die Fünftklässlerinnen und Fünftklässler zuerst Tipps & Tricks rund ums iPhone in Minuten-Vorträgen präsentierten und danach individuelle Einzel- und Gruppenberatungen anboten.

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Die Mitarbeitenden schätzten die kompetente Schulung und Beratung, selbst erfahrene iPhone-Nutzer waren überrascht, was ihnen die Kinder alles zeigen konnten.

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Sowohl Mitarbeitende als auch die Schülerinnen und Schüler der iPhone-Projektklasse zeigten sich an einer Weiterführung dieses Austausches interessiert.

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(Presseecho: Bote der Urschweiz, Rigipost)

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Tipps und Tricks

Im Deutschlehrmittel arbeiten wir im Moment an Minutenvorträgen. Die Schüler müssen über einen Gegenstand eine Minute referieren lernen und dies vor Publikum vorführen. Standardmässig geschieht das über einen zugeteilten Gegenstand (z.B. Sackmesser, Schwingbesen, Teddybär, etc.). Ich habe mit den Schülern die Sache noch weiterbearbeitet und sie über einen bestimmten Trick oder Tipp in Sachen iPhone eine kurze Sequenz vorbereiten lassen. Diese wurde dann während dem Wochenplanunterricht mit dem iPhone aufgenommen und auf Youtube veröffentlicht. Hier ein Beispiel:

Diese Kurzvorträge haben die Schüler auch noch vor „echtem“ Publikum vorgetragen anlässlich einer Weiterbildung der Dozenten der Pädagogischen Hochschule.

Weitere Beispiele sind zu finden im Youtube mit dem Stichwort „iphoneprofis“ oder direkt via Link. Ebenfalls ist vorgesehen, weitere solche Kurzvideos zu erstellen.

Die Idee, auf Youtube unter „iPhoneprofis“ Filme mit Tricks und Tipps zu veröffentlichen hatte der Schüler Jonas bereits im September und der Youtube-Account dazu stammt von ihm. Endlich konnten wir seine Idee umsetzen.

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Diktat ohne Stress

Seit dem Start des iPhone-Projekts habe ich mehrmals einen Podcast mit dem aktuellen Diktat erstellt und im Wochenplan die Schüler damit lernen lassen. Es war vor allem für fremdsprachige Kinder ein grosser Vorteil, dass auch ihnen so oft und korrekt diktiert wurde, wie sie wollten. Ende Woche diktierte ich dann den Text und liess die Schüler schreiben. Das war für die einen ein Riesenstress, für die anderen eher langweilig (wer mag sich selber nicht daran erinnern?).

Heute ging ich noch einen Schritt weiter: Jeder Schüler durfte das Diktat mit seinem iPhone alleine schreiben.

Ich musste in dieser Zeit nur aufpassen, dass alles mit rechten Dingen zu her geht – das fand ich weitaus besser, als den Text zu diktieren!

Rückmeldungen der Schülerinnen und Schüler:
-Man hat keinen Stress mit der Zeit.
-Ich möchte es immer so machen.
-Man kann Pause drücken und eine Textstelle auch nochmals hören.
-Man kann es zwei oder dreimal hören, wenn man unsicher ist.
-Der Nachteil ist, dass einige viel länger haben.

Ausser im letzten Votum wurde die Übung also als Erfolg gewertet. Diejenigen die länger hatten, waren sicher sehr froh und die Resultate zeigen auch, dass die Langsameren eher zeigen konnten, was sie in Orthografie beherrschen. Der Durchschnitt lag bei 2.2 Fehlern, 40 % schrieben fehlerfrei! Damit die Schüler aber trotzdem auch im „unter Stress schreiben“ Übung haben, werde ich die Diktate ab und zu auch auf herkömmliche Weise durchführen. Denn sie müssen ja nach der 6. Klasse noch drei weitere Jahre in die Schule und werden dort kaum Diktate als Podcasts machen.

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Wie die WHO-Studie zu einer Lektion in kritischem Medienkonsum wird

Ende Oktober 2009 habe ich im Beitrag Was sagt uns die WHO-Studie? dargelegt, ob und wie unser iPhone-Projekt durch die auf Ende Jahr angekündigte Studie der WHO zur Gefährlichkeit von Mobilfunkstrahlen beeinflusst wird. Während es mir in diesem Beitrag um die Frage der Gefährdung von Kindern durch Mobiltelefonnutzung ging, entpuppte sich die Geschichte je länger desto mehr als spannende Lektion zum Thema „kritischer Medienkonsum“:

Obwohl die Studie öffentlich noch gar nicht verfügbar war, hatte der Daily Telegraph in einem Artikel am 24. Oktober 2009 bereits Ergebnisse der Studie vorweggenommen:

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Diese Meldung verbreitete sich danach rasant in den elektronischen und nicht-elektronischen Medien der Welt. So berichtete auch eine Schweizer Gratiszeitung in ihrer Ausgabe vom 27.10.2009 auf der Frontseite von der WHO-Studie:

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Während im Artikel des Daily Telegraph noch darauf hingewiesen wurde, dass die Studie noch nicht publiziert sei und Handys vielleicht einen Zusammenhang mit Krebs haben können („may be linked to cancer“), wird es im Artikel von 20 Minuten als unumstössliche Tatsache dargestellt („sind Krebsrisiko“) und es fehlte auf der Frontseite der Hinweis, dass die Studie noch gar nicht verfügbar ist.

Mit diesem Artikel war das Thema Tagesgespräch, denn 20 Minuten wird gelesen. Aufgrund der dürren Informationslage war es für mich gar nicht einfach, entsprechende Fragen und Befürchtungen zu beantworten. „Ohne die Studie selbst gesehen zu haben, lässt sich wenig sagen“ und „Mehr weiss ich auch noch nicht“ klingt tatsächlich nicht sehr beruhigend. Entsprechend hoch gingen vielerorts die Wellen.

Erst am Abend des gleichen 27. Oktobers 2009 stiess ich im Tages Anzeiger auf den Artikel Wie eine britische Zeitung die Angst vor Handystrahlen schürt:

t09958In diesem Artikel war zu lesen, dass die angeblich neuen Resultate bereits seit zwei Jahren bekannt seien, und sowohl die Faktenlage als auch die Interpretation gar nicht so einfach seien. Bei Kurzzeitgebrauch von Mobiltelefonen sei bisher kein Zusammenhang mit Gehirntumoren nachweisbar, bei Langzeituntersuchung sei die Datenlage bisher dürftig und ein kausaler Zusammenhang schon nur aufgrund mangelnder Erinnerung der Studienteilnehmer schwierig. Zwei der befragten Wissenschaftler meinen zum Schluss des Artikels, ein starker Krebs erregender Effekt bei Langzeitgebrauch sei unwahrscheinlich, weil sich insbesondere unter jungen, viel mobil telefonierenden Menschen kein Anstieg von Hirntumoren beobachten lasse. (Diese Aussage wird durch einen aktuellen Artikel in der dänischen Fachzeitschrift Journal of the National Cancer Institute (Bd. 101, S. 1721) gestützt, dass in nordeuropäischen Ländern in den letzten Jahren die Erkrankungsquote bezüglich Hirntumoren nicht erhöht habe, doch darum soll es in diesem Beitrag nicht gehen).

nzz-aengste-durch-unwissenheit

Einen Tag später, am 28. Oktober 2009 griff auch NZZ online das Thema unter dem Titel Ängste durch Unwissenheit auf. Auch hier wird der die Debatte auslösende Artikel des Daily Telegraph zum Anlass genommen, über die ungenügende Datenlage bezüglich Langzeitwirkungen von Handynutzung zu berichten. Insbesondere wird davor gewarnt, von der Publikation des Schlussberichts der Interphone-Studie ein definitives Resultat zu erwarten.

Nun, seither hat es die Interphone-Studie nicht mehr auf die Frontseiten von Zeitungen geschafft, ohne vertiefte Recherche ist nicht eruierbar, ob nun tatsächlich neue Forschungsergebnisse publiziert worden sind. Doch darum soll es in diesem Beitrag auch nicht gehen.

Fazit dieser Recherchen: Nicht nur die Schüler der Projektklasse dürften anhand dieses Beispiels gelernt haben, dass die Wirklichkeit komplexer ist, als es einem Zeitungsschlagzeilen weismachen wollen. Ich habe vor allem gelernt, wie viel Aufwand solche Schlagzeilen verursachen können und wie aufwändig es sein kann, eine differenzierte Betrachtungsweise zu kommunizieren.

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Spektakulär unspektakulär

Letzte Woche habe ich in der iPhone-Klasse einen Schulbesuch ohne besonderen Anlass gemacht. Ich wollte nicht immer die Klasse nur dann sehen, wenn etwas besonderes geschieht, sondern auch mal den ganz normalen Schulalltag erleben. So war es denn denn auch: Ganz normaler Schulalltag. Die Kinder kamen nach der Mittagspause ins Schulzimmer: Ich habe kein einziges iPhone bemerkt. Eine fröhliche, lärmige Kinderschar wie überall.

Während des gesamten Nachmittags war das iPhone praktisch nie ein Thema. Es war ein Werkzeug unter vielen, von manchen genutzt, von anderen nicht. „Macht euch kurze Notizen, entweder auf Papier oder auf dem iPhone“: Manche nehmen Papier, andere das iPhone. Kurzvorträge halten: Manche zeigen reale Objekte, andere Bilder auf Papier und einige Bilder auf dem iPhone; ein Kind hat seine Vortragsnotizen auf dem iPhone erstellt und liest nun davon ab. Während des Wochenplanunterrichts sitzen einige Kinder vor Buch und Heft, einige diskutieren zusammen, wieder andere sitzen vor einem Notebook und arbeiten mit Lernprogrammen und einige nutzen auch das iPhone.

Auch was die Handhabung des iPhone betrifft, ist die Klasse bunt gemischt. Manche sind sehr vif, andere müssen den Nachbarn fragen, um aus der Notizen-App wieder ins Hauptmenu zu kommen. Bei gewissen Anwendungen sehe ich einen deutlichen Mehrwert, bei anderen Einsatzgelegenheiten denke ich (und auch der Klassenlehrer): „Mit Papier und Bleistift ginge doch das viel einfacher“.

Bei diesem Besuch ist – anders als bei früheren Besuchen – auch kein Kind mehr zu mir gekommen und hat mir die neueste App oder das lustigste Video gezeigt. Mein Besuch hat nicht besonders interessiert.

Das iPhone ist im Schulalltag angekommen.

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