Ich habe meine zukünftigen Schülerinnen und Schüler informiert, dass sie 1. Nächstes Jahr bei mir in die Schule kommen und 2. dass sie die iPhone-Klasse sind. Ich habe sie aber nicht gefragt, woran sie mehr Freude haben 😉
Das Rad weiterdrehen, nicht neu erfinden
Wenn wir diesen Herbst im Rahmen des iPhone-Projekts jedem Kind einer Pilotklasse ein persönliches Smartphone zur Verfügung stellen, so müssen wir nicht das Rad neu erfinden. Der Einsatz von ICT in der Schule hat bereits eine lange Geschichte. Seit mehr als 30 Jahren wird zu diesem Thema geforscht und geschrieben. Bisherige Erkenntnisse werden durch die neuen Geräte und Möglichkeiten nicht unbrauchbar, vielleicht verschiebt sich ihre Bedeutung etwas in die eine oder andere Richtung. Es ist darum hilfreich und spannend, existierende Bücher und Texte zum ICT-Einsatz in der Primarschule zu lesen und gedanklich auf iPhones anzupassen.
Derzeit blättere ich mit Interesse wieder mal im Buch Computer und Internet in der Primarschule, das an der PHZ Schwyz als Ergebnis eines Forschungsprojekts entstanden ist. Obwohl Mobiltelefone darin erst angedeutet werden (der Begriff Handy kommt auf den 300 Seiten sechs Mal vor), liefert das Buch wertvolle Strukturen und Beispiele für unser Projekt.
Dass die Autorinnen und Autoren gleich auch noch im Haus sitzen, erhöht den Wert des Buches für uns natürlich ungemein 😉
KIM 2008 (und Mini-KIM)
Ich wurde schon einige Male darauf angesprochen, warum wir den Kinder ein Handy abgeben wollen, die bräuchten doch in ihrem Alter keines. Tatsache ist, dass die KIM-Studie von 2008 aussagt, dass ca. 2/3 der Mittelstufe-2-Schüler ein Handy haben.
Ich habe heute meine aktuellen Schüler kurz befragt und es haben 17 von 22 ein Handy (das sind 77%). Dreizehn dieser Handys haben Multimediafunktionen wie z.B. Kamera, MP3 und Videofunktionen, sechs davon sind zusätzlich noch mit Internetfunktionen ausgestattet. Somit könnte ich ja bereits jetzt beinahe mit einem Smartphone-Projekt starten.
Interessant fand ich auch, wieso fünf Kinder kein Handy haben. Ich dachte natürlich, dass sie keines haben dürfen … aber gefehlt! Sie wollen keines! Sie hätten zu Hause ja einen Computer, dann bräuchten sie doch kein Handy. Die Aussagen dieser fünf Kinder zeigt an, dass ein Handy von den Jugendlichen nicht mehr nur auf die Funktion „Telefonieren“ reduziert wird.
Wir geben also unseren Kindern genau zu dem Zeitpunkt ein Handy, in welchem sie meistens auch selber eines kaufen. Es gibt nur noch einen Unterschied – bei unserem Projekt wird dieser erste Kontakt didaktisch und pädagogisch begleitet!
Zwei ungleiche Behördenentscheide
Gestern hat ja der Schulrat Arth das iPhone-Projekt bewilligt und in Zürich hat der Kantonsrat ein Postulat der EVP zu einem generellen Handyverbot an den Schulen überwiesen.
Da bin ich ja froh, dass ich im Kanton Schwyz unterrichte 😉
Projekt bewilligt
Gestern hat der Schulrat der Gemeinde Arth das iPhone-Projekt einstimmig bewilligt. Vorangegangen ist eine Präsentation von Beat Döbeli und eine rund halbstündige Fragerunde durch die Schulratsmitglieder. Grundsätzlich wurde das Projekt als spannend und zeitgemäss beurteilt, aber es kamen auch einige kritische Fragen. Die grössten Bedenken bestehen in der Angst, dass alle Schüler in Zukunft das Internet in der Hosentasche haben und die eventuelle Strahlenbelastung. Wirklich entkräften kann man diese Bedenken nicht, aber das Problem ist ja nicht neu, denn laut der KIM-Studie haben bereits jetzt zwei Drittel der Kinder dieser Altersklasse ein Handy, teilweise auch schon mit Internet.
Weitere Bedenken kamen betreffend Überforderung der Kinder. Die Lehrpersonen jammern ja jetzt schon, sie müssten den Kindern zu viel beibringen und jetzt kommen wir noch mit einem zusätzlichen Thema. Davor habe ich keine Angst, denn ich werde das iPhone da einsetzen, wo es einen Mehrwert bringen kann. Es wird für mich ein zusätzliches Unterrichtsmittel neben dem Etui, der Wandtafel, dem Hellraumprojektor, dem PC, etc. Es wird kaum Zeit verlorgen gehen, um dieses Gerät zu erlernen (dies machen die Kinder erfahrungsgemäss in ihrer Freizeit selber gründlicher und effizienter, als ich sie das lehren könnte …).
Der Schulrat hat nach der Fragerunde ohne uns weiter debattiert und anschliessend beschlossen, das Projekt zu bewilligen, mit folgenden Auflagen:
1. Das Projekt ist kein Schulversuch.
2. Der Schulrat kann das Projekt jederzeit beenden.
3. Der Schulrat wird periodisch über das Projekt informiert.
Ich danke an dieser Stelle dem Schulrat Arth für die Zustimmung und Unterstützung. Es freut mich besonders, dass das Projekt ohne Gegenstimme bewilligt wurde.
Der nächste Schritt ist nun die Information der Eltern und das Einholen ihrer Zustimmung zum Projekt. Dies wird der erste richtige Prüfstein für unser Projekt und ich bin sehr gespannt, ob alle Eltern mitziehen werden.
Mit dem iPhone bloggen
So, wenn dieses Posting online steht, dann ist Christians Wunsch in Erfüllung gegangen: Posten mit dem iPhone ist nun möglich.
Was kann ein iPhone ersetzen?
An der Tagung „Personal Learning Environments in der Schule“ zeigte Prof. Dr. Beat Döbeli Honegger in seiner Eröffnungsrede auf, was ein mögliches „PLE“ eines Schülers ist:
In unserem iPhone Projekt können wir diese (abgesehen vom Blumenstrauss rechts, den ich partout nicht wegschieben konnte) Bücher und Geräte durch ein iPhone ersetzen. Eine mögliche Liste habe ich in einem früheren Eintrag gepostet, denke aber, dass sich diese durch unsere Ideen und vor allem durch die Ideen der Schülerinnen und Schüler stark erweitern wird. Sicher ist, dass wir das iPhone nicht oder zumindest nicht ausschliesslich als Taschenrechner einsetzen werden …
Weitere Ideen können auch hier in den Kommentaren folgen.
Im Moment beschäftigen wir uns noch mit den Terminen zum Aufgleisen des Projekts, aber dazu später mehr.
Problem 1 von x
Nach der gestrigen Tagung „Personal Learning Environments in der Schule“ hätte ich ja eigentlich gerne sofort losgeschrieben, war aber nicht zu Hause, sondern den ganzen Abend unterwegs – sprich, ich hatte keinen Zugang zum Blog. Doch Halt, dachte ich, zuerst mal im App-Store schauen, ob es vielleicht ein Programm für WordPress gibt. Klar gibts das, hätte mich ja erstaunt, wenn nicht. Die Freude hielt aber nur kurz und wurde von dieser Fehlermeldung getrübt:
Ich hoffe, dass wir das Problem bald beheben werden, damit ich über das iPhone-Klassenprojekt auch von meinem iPhone aus berichten kann.
525 Tage – und alles ist plötzlich anders!
Vor 525 Tagen schrieb ich meinen letzten und bisher einzigen Eintrag zum iPhone – er endete mit: “ Tja, es wäre so toll – aber alles hat seinen Preis und der ist für unsere Schule leider zu hoch.“ Seit heute ist alles anders: Die Schülerinnen und Schüler meiner nächsten Klasse werden als Pilotversuch des „Instituts für Medien und Schule“ und der Unterstützung von Swisscom mit iPhones ausgestattet. Eine spannende Zeit beginnt und ich werde den Projektschule-Blog sicher mit Informationen zum Projekt füttern.
Zurück in der Realität
Da meine Schüler/innen der 5. Klasse den berühmten Gemeindevortrag halten sollen, ging es nun darum die Gemeinden um Informationsmaterial und Unterlagen anzufragen. Aus Zeitspargründen plante ich, den Brief einfach und schnell per Mail zu verschicken, in der Absicht, dass jeder Schüler/in die fettgedruckten Angaben seinen Bedürfnissen entsprechend anpassen könne und voilà fertig.
Naja, soweit die Theorie. 7 Schüler/innen starteten, und brauchten intensive Betreuung. Zum Beispiel, weil sie das educanet2 Passwort vergessen hatten. Oder sie riefen mich für jeden Mausklick, dass der auch sicher am richtigen Ort landete, um ja nichts kaputt zu machen. Soweit so gut, nach 45 Minuten waren die ersten Briefe fertig. Alle Schwierigkeiten waren gelöst, unter anderem, wo ändere ich das Fettgedruckte, aha ich soll das Wort Unterschrift nicht auf den Brief schreiben, sondern den Brief unterschreiben! Oder die Einsicht, dass die Gemeindeverwaltung Oberiberg nicht an der Rigistrasse in Goldau liegt.
Zum Schluss das Beste, nach all den Problemchen teilte ich die Couverts aus und siehe da, diese wurden rechts, links, oben, unten und sogar auf der Rückseite beschriftet!!!
Fazit:
1. Ich merkte wie fortgeschritten meine 6. Klässler waren und dass ich meine 5. Klässler überschätzte.
2. Auch eine alltägliche Sache wie Couvert beschriften ist schwer!
3. Die 5. Klässler werden schnell zu fortgeschrittenen ICTlern. (Hoffentlich)